Die bunte Wiese und der Wald hinter dem Haus der Großmutter waren mein Sommerferienparadies. Das waren die Orte an denen ich die Zeit vergaß. Viel zu spät, die Knie zerschrammt und die Strafpredigt schon in den Ohren, kehrte ich nach Stunden zurück – in der Hand ein wilder Wiesenstrauß für die Großmutter oder ein Heupferd, in der Hosentasche bunte Kiesel oder ein Schneckenhaus. Im Kopf lauter Bilder von Dingen die ich gesehen hatte. Abends saß ich am Küchentisch und malte Bilder meiner Welt. Im Taschenlampenfunzellicht lass ich nächtelang Märchen und Tiergeschichten. Irgendwann bekam ich einen alten Fotoapparat geschenkt…
Neben den alten Büchern aus meiner Kindheit steht heute eine lange Reihe von Fotobildbänden. Ich liebe die klare Bildsprache der Klassiker, ihre exzellente Arbeit mit dem Licht. Die Losgelöstheit der „Jungen Wilden“ vom Abbild der Realität ist für mich Anspruch. Freunde die ich durch die Fotografie gewonnen habe, sind für mich durch ihre Ehrlichkeit, Konsequenz und Gradlinigkeit mit der sie arbeiten, Vorbild. Bunte Steine klappern immer noch in der Hosentasche und die Knie sind wieder zerschrammt. Grashüpfer und wilde Blumen werden, wie die vielen anderen großen und kleinen Dinge der Welt da draußen, zum Motiv. Bei meinen Streifzügen durch die Natur vergesse ich immer noch die Zeit – heute schimpft nur deshalb niemand mehr mit mir. Ich bringe Bilder mit nach Hause. Sie sind selten ein Abbild der Realität – es sind meine mit der Kamera festgehaltene Sichten. Es ist meine Welt.